Jesuiten-Flüchtlingsdienst - Jesuit Refugee Service   

 

Pater Frans van der Lugt SJ

10. April 1938 geboren in Den Haag, Niederlande

07. April 2014 ermordet in Homs, Syrien

 

Psychotherapeut und Priester 

1959 Ordenseintritt

1964-1966 Arabischstudium in Beirut, Libanon

1971 Priesterweihe 

1966-2014 in Damaskus und Homs, Syrien 

 

Ø  Gründer eines gemeinnützigen landwirtschaftlichen Betriebs, in dem auch Menschen mit Behinderungen tätig waren, und des interreligiösen Zentrums „Al Ard“ (Die Erde).

Ø  Initiator der Wanderungen „Al Maseer“ (Der Weg, die Wanderung).

Ø  Nach der Evakuierung von Homs blieb er als einziger Europäer in der Stadt.

Ø  Am 7. April 2014 von maskierten Männern gezielt erschossen.

 

Der in Amsterdam aufgewachsene Jesuit Frans van der Lugt war ausgebildeter Psychotherapeut und lebte seit 1966 im syrischen Homs. Dort arbeitete er u.a. mit Menschen mit Behinderungen, obdachlosen Jugendlichen und Kindern mit seelischen Schwierigkeiten. In Homs gründete er in den 1980er Jahren das Zentrum Al-Ard (Die Erde), in der junge Menschen mit seelischen Problemen und Menschen mit Behinderungen in der Landwirtschaft arbeiten konnten. Damit eröffnete er in einer Umgebung, in der Menschen mit Behinderungen teilweise versteckt wurden, vielen von ihnen und ihren Familien neue Lebensperspektiven.

 

Zur Gemeinschaft gehörte ein spirituelles Zentrum als Ort des interreligiösen Dialogs. Nach seiner Überzeugung war die persönliche, unmittelbare spirituelle Erfahrung der Menschen wichtiger als die Religion. Regelmäßig organisierte „Abuna Frans“ (Vater = Pater Frans) mehrtägige Wanderungen, „al Maseer“, in der er Menschen unterschiedlicher Herkunft, Glaubens, politischer Ansichten oder sozialen Status zusammenbrachte. Er war davon überzeugt, dass die Menschlichkeit und das gemeinsame Erleben der Natur uns alle verbindet und letztlich stärker ist als alles, was wir Menschen uns an Trennendem ausdenken. „Am Ende jeder Wanderung stellen wir fest, dass es keinen Menschen gibt, der nicht geliebt ist“, sagte er.

 

Nach Beginn des Kriegs in Syrien blieb Frans van der Lugt in Homs, auch nachdem die UNO alle europäischen Staatsangehörigen aus der umkämpften Stadt evakuiert hatte, und die katholische Gemeinde statt früher 10.000 nur noch rund 60 Angehörige umfasste. Nach der Zerstörung von Al-Ard lebte er in der Altstadt und versuchte, Lebensmittel für die hungernden Einwohner_innen der belagerten Stadt zu organisieren. „Die Menschen in Syrien haben mit mir ihre Schätze und ihre Freude geteilt, jetzt teile ich auch ihre Leiden und ihre Trauer“, sagte Frans van der Lugt über seine Entscheidung, in Homs zu bleiben. Am 07. April 2014 wurde er von maskierten Männern aus seiner Unterkunft in der Ordenszentrale gezerrt und auf der Straße mit gezielten Schüssen getötet.

 

Als Mann des Friedens und der Verständigung, der bis zuletzt auch keine politische Seite einnehmen wollte, war er in Syrien sehr bekannt und bei vielen Menschen sehr beliebt. Sein Tod wurde von vielen Syrerinnen und Syrern, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, in und außerhalb Syriens, sehr betrauert. In den sozialen Netzwerken wechselten viele ihr Profilbild zu seinem Foto. Seine Idee, über das gemeinsame Wandern in der Natur Liebe und Frieden untereinander zu fördern, lebt durch seine Freundinnen und Freunde aus Homs jetzt auch in Deutschland und Europa weiter: Jährlich laden sie alle Interessierten zum „FransWandern“ ein.

In München haben der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, die Hochschule für Philosophie München und das Institut für Gesellschaftspolitik das „Frans van der Lugt Projekt“ gegründet, das Geflüchtete und Uni-Angehörige zusammenbringt und Brücken in unterschiedliche Lebensbereiche schlägt. 

 

In Essen renoviert das Bistum derzeit ein Haus, in dem eine Gemeinschaft von Jesuiten, Geflüchteten und Einheimischen zusammen leben will. Ihr Haus soll Abuna-Frans-Haus heißen.